Der Basler Gare du Nord 2023/24

Désirée Meiser präsentierte ihre 22. und letzte Saison für Basels Musikbahnhof «Gare du Nord». Eröffnet wird mit einem Mahler-Projekt von Thom Luz, geschlossen mit einem «Herzensprojekt» der Intendantin.

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Thom Luz begibt sich auf Mahlers Spuren. © Sandra Then

«Das irdische Leben» heisst der Eröffnungsabend von Thom Luz, mit dem der «Gare du Nord» am 18. Oktober in die Spielzeit startet. Mahlers Lied wird dabei zum Ausgangspunkt für ungewohnte Perspektiven auf vermeintlich bekanntes Material. Vier Menschen sind gestrandet zwischen dem irdischen und dem ewigen Leben und suchen nach Sinn, Aufgabe und Platz des Menschen in einer Natur, die ebenfalls zu einer Welt von gestern zu gehören scheint.

Das Saison-Programm im Gebäude des Basler Badischen Bahnhofs bleibt den bewährten Werten treu: Neues Musiktheater steht im Zentrum, flankiert von zahlreichen Konzertreihen mit neuer oder auch nicht ganz so neuer Musik, Performances, Gesprächen oder Vermittlungsangeboten. Im Juni 2024 schliesst Désirée Meiser, die soeben mit dem Basler Kulturpreis ausgezeichnet wurde, ihre Ära mit einer Produktion, die ihr ganz besonders am Herzen liegt, wie sie bei der Präsentation sagte: Mit dem partizipativen Musiktheater «L’Invitation» vom «collectif barbare» um Astride Schlaefli und Armelle Scholl zusammen mit mit Jugendlichen verschiedenster Herkunft: Eine Begegnung mit dem Fremden an einem grossen Tisch.

Auch Meisers bereits nominierter Nachfolger, der Komponist Andreas Eduardo Frank steht an der Spitze einer Musiktheater-Produktion mit dem Ensemble Proton Bern: Seine Uraufführung «Platzen, platzen, platzen» sucht nach der rohen, ungebändigten Form des Ichs, nach dem Klang des inneren Ungleichgewichts. Frank kommt aus dem zehnköpfigen Kurator-Ensemble der Konzertreihe «Friendly Takeover», die das Haus der jungen Generation öffnet und in die zweite Saison geht.

Herausgegriffen aus dem reichen Programm seien zwei weitere Projekte: Lukas Bärfuss, die Geigerin Gwendolyn Masin und das Origin Ensemble suchen im Osten nach verborgenen Spuren des kulturellen Europa. Und das Ensemble «Voces suaves» um Tobias Wicky kombiniert ihre bewährte Vokalkultur bei Monteverdi und Co. mit neuer Musik von Lukas Huber und erzählt in der Regie von Deda Cristina Colonna aus verschiedenen Blickwinkeln die Geschichte jener Caterina, die Montverdis «Arianna» hätte singen sollen.

Das Ensemble Phoenix, das Mondrian Ensemble und auch wieder die Camerata variabile pflegen ihre Konzertreihen im Gare du Nord, es gibt eine Hommage an Mani Matter mit Robert Koller oder ein Festkonzert zum 70. von Fritz Hauser, das Cuarteto Casals spielt Schostakowitsch, das Belcea Quartett Beethoven und Bartók. Ensemble der Saison ist das Concept Store Quartet in der exotischen Besetzung Violine, Akkordeon, Saxophon und Perkussion.

Reinmar Wagner

Weitere Informationen: www.garedunord.ch

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