Markus Poschner wird Chefdirigent in Basel

Das Sinfonieorchester Basel stellte seinen neuen Chefdirigenten vor: Markus Poschner wird ab der Saison 2025/26 für vorerst fünf Jahre das SOB leiten.

«Liebe auf den ersten Blick», sei es gewesen, sagt Hans-Georg Hoffmann, der künstlerische Leiter des Orchesters. Tatsächlich müssen da Funken gesprüht haben, als Poschner vor weniger als einem Jahr zum ersten Mal das Basler Orchester dirigierte – als Einspringer. Mehr Zeit, die Zuneigung zu vertiefen, gab es dann im Herbst, als Poschner die vierte Sinfonie von Mahler in Basel dirigierte und dabei nicht nur das Publikum und die Kritik begeisterte, sondern auch das Orchester überzeugen konnte.

Markus Poschner, aktuell Chefdirigent beim Bruckner-Orchester Linz und beim Orchestra della Svizzera Italiana, wird in drei Jahren die Nachfolge von Ivor Bolton antreten. An den aktuellen Chef in Basel knüpfte Poschner gleich an und bekräftigte, dass er dieselbe musikalische Ästhetik, dieselbe Wachheit in der Phrasierung und klangliche Differenziertheit bevorzuge, wie der Brite, der ja aus der Originalklang-Bewegung heraus gewachsen ist. 

Er habe Begeisterungsfähigkeit, Herzblut, aber auch Disziplin und Kompetenz gespürt beim Orchester, sagte Poschner, und gab die Devise aus, dass man zusammen von Anfang an die Sache richtig anpacken wolle. Dabei forderte er auch eine Bereitschaft bis an die Grenzen oder darüber hinaus zu gehen: «Kann es nicht noch leiser sein? Kann es noch schlanker sein? Bis zum Punkt, bei dem man sich nur noch fragen kann, wo die Grenze zur Katastrophe liegen würde.»

Es gibt noch weitere Traditionslinien, die Poschner mit Basel verbinden: Als GMD in Bremen war der aktuelle Theaterdirektor Benedikt von Peter schon sein Partner als Operndirektor. Man schmiede bereits Pläne, sagte Poschner, und tatsächlich ist es ein starkes Signal, dass der künftige Chefdirigent auch in der Oper, wo das Orchester laut dem Direktor Franziskus Theurillat die Hälfte seiner Dienste spiele, von Anfang an präsent sein wird. Theurillat stellte die Kontinuität bei diesem Wechsel in den Vordergrund und betonte die Wichtigkeit der Präsenz in Basel, aber auch im Schaufenster des internationalen Konzertbetriebs, in dem sich das Orchester bereits heute einen weit herum beachteten Platz erarbeitet hat.

Eine andere Tradition ist eher anekdotisch: Dennis Russell Davies, der Vorvorgänger als Chefdirigent in Basel, war schon Poschner Vorgänger beim Bruckner-Orchester in Linz. Bruckner hat er aber genug dirigiert. Und auch eingespielt: Zum Bruckner-Jubiläum 2024 erscheint die Gesamteinspielung der Sinfonien aus Linz. Für Basel nannte Poschner explizit Gustav Mahler und Richard Strass als Säulen des Repertoires. Man kann sich im renovierten Stadtcasino also auf eine intensive Beschäftigung mit dem gross besetzten deutschen Repertoire um die Jahrhundertwende freuen. Herausgestrichen wurde auch sein grosses Netzwerk mit Kontakten zu wichtigen Solisten und Sängerinnen.

Der gebürtige Bayer, Jahrgang 1971, ausgebildet unter anderem bei Roger Norrington oder Colin Davis, ist ein hervorragender Kommunikator. Sowohl gegen aussen, das konnten wir an der Pressekonferenz am Freitag schon erleben, als Poschner eloquent über die verschiedenen Traditionslinien des Basler Orchesters von Brahms über Weingartner bis zu Moshe Atzmon und Horst Stein referierte. Aber auch gegen innen, wie Magdalena Welten Erb bekräftigte, die als Präsidentin des Orchestervorstands die Musiker vertrat. Das Orchester freue sich auf die Herausforderungen und die grossen Besetzungen, die Poschner angekündigt hat, sagte die Fagottistin.

Reinmar Wagner

Kommentar verfassen