Gergiev im Gegenwind
© Marco Borggreve / Münchner Philharmoniker

Auch die Kultur reagiert auf Putins Angriff auf die Ukraine: Sowohl das Lucerne Festival wie das Verbier Festival haben am Montag die Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Valery Gergiev beendet. Gergiev gilt als Freund und Protégé von Putin und hatte schon 2014 die Annexion der Krim verteidigt. Im Gegensatz zu Anna Netrebko, die ebenfalls als Vertraute Putins gilt, aber den Krieg verurteilte, hat sich Gergiev bisher nicht vom Angriff Putins auf die Ukraine distanziert.

Deshalb hat das Lucerne Festival die beiden im August geplanten Konzerte mit Gergiev und seinem Mariinsky-Orchester aus St. Petersburg abgesagt. Michael Haefliger will damit «angesichts der völkerrechtswidrigen Kriegshandlungen Russlands ein klares Zeichen der Solidarität für die Menschen in der Ukraine» setzen: «Wir sind zutiefst betroffen und verurteilen den Angriff auf die Ukraine und auf Unschuldige aufs Schärfste.»

Ähnlich deutliche Worte fand Martin T:son Engstroem, der Intendant des Verbier Festivals. Dort wird Gergiev als künstlerischer Direktor des Festival-Orchesters per sofort abgesetzt. Zudem werden sämtliche Spenden von Personen, die auf den westlichen Sanktionslisten stehen, zurückbezahlt und die Engagements von Künstlern, die sich mit Putin solidarisieren, aufgekündigt.

Auch in München droht dem Stardirigenten der Rauswurf bei den Münchner Philharmonikern, deren Chefdirigent er seit 2015 ist. Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter stellte Gergiev ein Ultimatum, wonach er sich «eindeutig und unmissverständllich» vom Angriffskrieg Putins distanzieren müsse, wenn er seine Position behalten will. Am Dienstag 1. März hat die Stadt München diesen Schritt vollzogen und Gergiev fristlos entlassen. Die Hamburger Elbphilharmonie oder die Mailänder Scala haben ähnlich Forderungen an Gergiev gestellt, und selbst sein Managment, die Münchner Agentur Felsner, hat sich von Gergiev distanziert und die Zusammarbeit gekündigt. (rw)

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