Zum Tod von Rolf Hochhuth
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© Rowohlt / Ursula Euler

«Ein solcher Papst ist ein Verbrecher!» 32jährig war der Dramatiker aus dem hessischen Eschwege, als er in «Der Stellvertreter» Theatergeschichte schrieb und Papst Pius XII eine persönliche Mitschuld am Holocaust unterstellte. Nicht überraschend, dass er damit für einen Skandal sorgte, nicht so sehr in Berlin, wo 1963 Erwin Piscator die Uraufführung inszenierte – da ist man Provokationen gegenüber schon seit jeher mit einer gewissen gutwilligen Nonchalance gesegnet, aber in Basel, wo Friedrich Schramm die zweite Inszenierung wagte und sein Theater prompt bei jeder Vorstellung von Dutzenden von Polizisten schützen lassen musste. Hochhuth liess auch in der Folge provokante Themen nicht aus und unterlegte sie mit dokumentarischen Fakten: Winston Churchill, Big Pharma, die Deutsche Bank und Joe Ackerman, das koloniale Gebaren von «Wessis in Weimar» bis hin zum Holocaust-Leugner David Irving den er erst als «fabelhaften Pionier der Zeitgeschichte» pries und danach massiv zurück krebsen musste und verkündete, in Bezug auf Hitler habe Irving den Verstand verloren. Alles Stücke, die die Theaterwelt in Bewegung gehalten haben und in einem Fall sogar zum Rücktritt des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Hans Fibinger führten, die aber alle auch nie auf ungeteilte Zustimmung von Kritik und Publikum stiessen . Hochhuth war am Anfang seiner Karriere ein Provokateur, und er ist von dieser Rolle nie losgekommen. Wie wichtig und gewichtig seine Werke im Licht der Nachwelt erscheinen werden – Rolf Hochhuth hat keinen Einfluss mehr darauf, er ist am 13. Mai mit 89 Jahren in Berlin gestorben. (rw)

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