Überraschung in Bayreuth: Inkinen und Schwarz betreuen 2020 den neuen «Ring»

Damit hatte nun wirklich niemand gerechnet: Mit dem finnischen Dirigenten Pietari Inkinen und dem österreichischen Regisseur Valentin Schwarz macht sich ein tatsächlich vollkommen unverbrauchtes, neues, junges Leading-Team an die künstlerische Herkulesaufgabe heran, 2020 auf dem Grünen Hügel von Bayreuth Richard Wagners «Ring des Nibelungen» auf die Bühne zu bringen! Was war doch spekuliert worden, nachdem klar wurde, dass der zunächst vorgesehene Daniele Gatti nach seinem fristlosen Rausschmiss beim Concertgebouw Orchestra Amsterdam im Sommer 2018 auch in Bayreuth in Ungnade fiel: Thielemann, Muti, Nelsons, Jaap van Zweden wurden genannt; und was die Regie betrifft, so kursierten als Favoritennamen Tatjana Gürbaca und Dmitri Tcherniakov.

Doch auch szenisch kam es anders, ist das Erstaunen gross: Der erst dreissigjährige Valentin Schwarz wird Richard Wagners gigantische «Ring»-Tetralogie neu deuten. Ohne Erfahrungen an grossen Häusern oder mit dem Werk Wagners, aber mit einigen Anschublorbeeren als viel versprechendes junges Talent. Zweifelsohne erwartet man sich von diesem Regisseur eine unverstellte, frische, durch keinerlei Ideologie verbaute Deutung von Wagners gigantischem Nibelungen-Opus.
Etwas anders sieht es auf der musikalischen Seite aus: Auf Pietari Inkinen hat auch niemand gesetzt. Aber der finnische Dirigent hat schon verschiedentlich Marken mit Werken Wagners gesetzt, dessen Musik sich gleichsam als roter Faden durch seine beharrlich und konsequent nach oben führende Karriere zieht. So leitete er 2013 und 2016 höchst erfolgreich den ersten Ring überhaupt der Opera Australia. Mit den«Meistersingern»in der Inszenierung von Kasper Holten kehrte er 2018 zur Opera Australia zurück. Am Teatro Massimo in Palermo übernahm er zuvor Wagners «Rheingold» und die «Walküre» unter der Regie von Graham Vick. Außerdem brachte er verschiedene Wagner-Opern konzertant zur Aufführung. Seinen ersten «Tristan» wird Inkinen 2020 an der Queensland Opera in Brisbane angehen. In Deutschland ist der Finne seit September 2017 Chefdirigent der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken und von 2014 bis diesen Sommer wirkte er als Chefdirigent der Ludwigsburger Schlossfestspiele.
Noch etwas Hintergrund mit der Biografie von Valentin Schwarz: Er studierte Musiktheaterregie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Beim internationalen Regiewettbewerb Ring Award in Graz gewann er 2017 mit seinem Ausstatter Andrea Cozzi den Hauptpreis, Publikumspreis sowie Sonderpreise in Form von Inszenierungsangeboten für sein Konzept von Donizettis «Don Pasquale». Er inszenierte Mozarts «Così fan tutte» am Theater an der Wien in der Kammeroper und an der Oper Köln Kagels »Mare Nostrum». Im Zuge seiner künstlerischen Weiterbildung assistierte er unter anderen Jossi Wieler, Armin Petras und Kirill Serebrennikov an den Opernhäusern in Weimar, Mannheim und Stuttgart. Im Studium debütierte er mit Debussys Bühnenmysterium «Le Martyre de Saint Sébastien» und der prämierten Diplominszenierung Giuditta von Lehár, worauf er sich mit Bartóks «Herzog Blaubarts Burg» und Bizets «Carmen» dem Weimarer Publikum vorstellte. Seine nächsten Aufgaben der Spielzeit 2029/20 sind Offenbachs «Banditen» an der Staatsoperette Dresden und Puccinis «Turandot» am Staatstheater Darmstadt.