Der Iffland-Ring geht an Jens Harzer

Nun ist das Geheimnis gelüftet: Bruno Ganz hat testamentarisch den deutschen Schauspieler Jens Harzer als neuen Träger des traditionsreichen Iffland-Ringes und damit als seinen Nachfolger bestimmt. Ganz hatte die auf Lebenszeit vergebene Auszeichnung gut 23 Jahre getragen. Nach seinem Tod im Februar war viel spekuliert worden, wem der Schweizer Schauspieler den Ring testamentarisch vermacht hatte.

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@Thomas Dashuber

Harzer sammelte erste Schauspiel-Erfahrungen in der Theater-AG des Gymnasiums am Mosbacher Berg in Wiesbaden. Dort stand er als Josef K. in einer Dramatisierung von Kafkas «Der Prozess» sowie als Leonce in Georg Büchners «Leonce und Lena» auf der Bühne. Noch vor Ende seiner Ausbildung in Münchenwurde Harzer ins Ensemble der dortigen Kammerspiele engagiert und galt Mitte der 1990er Jahre als «aufregendster junger deutscher Schauspieler». Es folgten zahlreiche Engagements auf den Theaterbühnen und immer mehr Angebote, in Kino- und TV-Filmen mitzuspielen, so zuletzt als Arzt in der TV-Serie «Babylon Berlin». Harzer ist seit 2009 festes Mitglied des Ensembles am Hamburger Thalia-Theater. Im vergangenen Sommer stand er bei den Salzburger Festspielen in Johan Simons’ viel beachteter Inszenierung von Kleists «Penthesilea» als Achill auf der Bühne.

Sein Vorbild war Bruno Ganz. Bei dessen Beisetzung am Mittwoch in Zürich verlas Harzer die Trauerrede des Dramatikers Botho Strauss. In dessen Stück «Ithaka» standen Harzer und Ganz einst gemeinsam auf der Bühne – Ganz als Odysseus, Harzer als sein Sohn.

Bruno Ganz, der im Februar einer Krebserkrankung erlegen war, hatte den Ring seinerseits vom österreichischen Schauspieler Josef Meinrad (1913-1996) vermacht bekommen. Zunächst hatte er seinen fast gleichaltrigen Bühnenkollegen Gert Voss als Nachfolger. Voss starb jedoch 2014. Als Kandidaten für den Ring waren auch Schauspieler wie Martin Wuttke, Nicholas Ofczarek, Lars Eidinger oder Joachim Meyerhoff gehandelt worden.

Der Iffland-Ring hat eine lange Tradition: Laut Überlieferung wurde er von Goethe dem Schauspieler, Dramatiker und Theaterleiter August Wilhelm Iffland (1759–1814) übergeben und ist dem jeweils bedeutendsten deutschsprachigen Schauspieler weiterzugeben. Der Ring aus Eisen trägt einen grossen, blauvioletten Halbedelstein, den der Kopf des Künstlers ziert, umgeben von achtundzwanzig kleinen Diamanten. Bisher wurde er nur von Mann zu Mann weiter vermacht. Dies kritisierte das Fachmagazin «Theater heute» nach Ganz’ Tod. Der Preis solle auch für Frauen geöffnet werden, forderte die Redaktion. Pendant zum Iffland-Ring für Schauspielerinnen ist der weit weniger bekannte Alma-Seidler-Ring.

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