Neue Gesichter beim Artemis-Quartett
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Das Artemis-Quartett, noch in alter Besetzung, © Nikolaj Lund

Es gibt einfachere Ensembles als ein Streichquartett. Und es gibt einfachere Streichquartett-Biographien als beim Berliner Artemis-Quartett. Die akribische Genauigkeit, der Perfektionsanspruch dieser Musiker hat zwar dazu geführt, dass das unter der Schirmherrschaft der griechischen Jagdgöttin spielende Quartett seit bald dreissig Jahren zu den absolut besten der Welt zählt. Aber das hat auch seinen Preis, wie Eckart Runge, der Cellist des 1989 an der Musikhochschule Lübeck formierten Ensembles sagt: «Das ist unser Schicksal als Quartettmusiker: die ewige Selbst-Kasteiung, das ewige Hinterfragen, das immerwährende Suchen, ewige Zweifel. Ein bisschen Masochisten sind wir schon.»

Jetzt hat Eckart Runge genug und verlässt das Artemis-Quartett. Er ist der letzte aus der Ur-Besetzung des Artemis-Quartetts. Verschiedene Wechsel führten immer wieder Auszeiten und Neu-Ausrichtungen, auch zu Krisen. Die heftigste: 2015 nahm sich der damalige Artemis-Bratschist Friedemann Weigle, der unter Depressionen litt, das Leben. Eine existentielle Situation: Das Quartett, das sich mit dem zweiten Geiger als neuem Bratschisten mit wechselnden Pianisten als Klavierquartett über Wasser hielt, tat sich sehr schwer, einen Ersatz zu finden. Die Amerikanerin Anthea Kreston schaffte es schliesslich, das Trio zu überzeugen und sich selbst einzubringen: seit 2016 schien das Artemis-Quartett neu formiert zurück auf den Konzertbühnen. Aber jetzt verlässt mit Runge auch Anthea Kreston das Quartett. Die Konzerte zum 30. Geburtstag wird Artemis also mit zwei neuen Mitgliedern bestreiten: Mit Suyoen Kim, einer in Deutschland geborene Geigerin mit koreanischen Wurzeln, und mit der holländischen Cellistin Harriet Krijgh.

Mehr über die beiden neuen Mitspieler.

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