Salzburger Festspiele 2019
Valery-Tsch-08-2017
© Stefan Klüter

Valery Tscheplanowa – Schauspielerin des Jahres 2017 (Theater heute) – spielt die prestigeträchtigste Schauspielerinnen-Rolle Österreichs, die «Buhlschaft» in Hofmannsthals «Jedermann». Die Salzburger Festspiele unter der Intendanz von Markus Hinterhäuser haben ihr Programm für den Sommer 2019 bekannt gegeben. Sie wollen die Empathie für die Mythen der Antike wecken, in denen Festspielgründer Hugo von Hofmannsthal «einen magischen Spiegel» sah. Stellen doch die mythischen Erzählungen von einst die ewig gültigen Fragen nach unserer Existenz. Sie thematisieren Krieg, Flucht, Opfer, Rachedurst, Schuld und Sühne.

Die Eröffnungspremiere wird Mozarts «Idomeneo» sein. Hier wird der Herrscher zu bewusstem Handeln gezwungen, zerrissen zwischen der Pflicht gegenüber den Göttern und der Liebe zur Familie. Mit «Œdipe» in George Enescus gleichnamiger Oper steht dem Zuhörer hingegen ein Unwissender gegenüber: Er wird schuldlos schuldig. Familiäre und politische Konflikte liefern auch die fesselnde Handlung für «Simon Boccanegra». Verdis Werk erinnert an die schicksalhaften Verkettungen in den grossen antiken Erzählungen.

Medea, eine der zentralen mythologischen Frauenfiguren widerspiegelt sich doppelt: Basierend auf dem Stoff von Euripides’ Tragödie komponierte Luigi Cherubini 1797 mit «Médée» ein grosses Seelendrama um enttäuschte Liebe und blutige Rache. Der französische Komponist Pascal Dusapin bietet hingegen, ausgehend von Heiner Müllers Medeamaterial, eine aufwühlend zeitgenössische Interpretation. Auf ganz andere Weise reagierte Jacques Offenbach auf den Antikenkult seiner Zeit. Seine Operette «Orphée aux enfers» ist Persiflage und Gesellschaftssatire zugleich.

Mit den Mythen spielt auch das Schauspielprogramm. Die Uraufführung von Theresia Walsers «Die Empörten» überträgt den antiken Grundkonflikt von Antigone und Kreon in unsere Zeit. Maxim Gorkis «Sommergäste» hingegen lassen sich als Antithese zur mythologischen Erzählung lesen. Die Menschen sind für ihr Schicksal selbst verantwortlich. Mit «Liliom» von Ferenc Molnár wird ein Charakter der permanenten Entäusserung in den Mittelpunkt gerückt. Ein Fluch scheint in «Jugend ohne Gott» auf der Gemeinschaft von Schülern und Lehrern zu lasten, dem sie nicht entkommen und der zwei von ihnen den Tod bringt. Den Mythos des Sisyphos greift Albert Ostermaier in einem dramatischen Monolog auf, eine weitere Uraufführung für die Salzburger Festspiele.

Salzburger Festspiele, 20. Juli bis 31. August 2019, http://www.salzburgerfestspiele.at

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